Mittwoch, 20. Juli 2011

245 in 2012, 226 verschoben auf 2013

Im Sommer muss ich schon Pläne für das kommende kommende Jahr machen? Sonst kam dies erst nach dem Frankfurt-Marathon im November oder Dezember auf die Tagesordnung. Diesmal jedoch stand die Frage im Raum, ob ich mir für das kommende Jahr die Ironman-Distanz von 226 Kilometern zutrauen und zumuten soll. Die für mich interessanten Veranstaltungen in Roth und in Frankfurt haben jetzt ihre Anmeldung geöffnet, und nach sehr kurzer Zeit wieder geschlossen, weil ausgebucht. Ich war sogar pünktlich im Anmelde-Portal von Roth, habe dann aber doch nicht das Formular ausgefüllt. Ich hatte immer vor, die Reihenfolge einzuhalten: ERST ordentlich Kraulschwimmen zu lernen, und mich DANN für die Langdistanz anzumelden. Bisher kann ich beim besten Willen nicht behaupten, dass mir das erstere gelungen ist. Ich schätze für Köln meine Chancen recht gut ein, den Ehrentitel "Last out of the water" zu ergattern. Also erstmal nicht die 226.
Stattdessen? Die Idee kam mir (wieder mal) während des wirklich genial verlaufenen 100-Milers in Thüringen. Wer 161 Kilometer läuft, ohne irgendeinen Tiefpunkt, ohne körperliche Blessuren und Schmerzen, und auf den letzten 25 Kilometern noch die beste Abshnittzeit aller Teilnehmer läuft, der darf sich endlich um die höchsten Ultra-Weihen bemühen. Nach dem Lauf saß ich noch gemütlich mit meinen Freunden Jan und Michael beisammen, die schon dort waren und mich bestärkt haben. Nun heißt mein Ziel für 2012 Sparta. 245 Kilometer quer durch Griechenland, 36 Stunden Zeitlimit, na und? ... wird schon schief geh'n.

Sonntag, 17. Juli 2011

Kurz und knackig

Irgendwie möchte ich jetzt wieder Tempo aufnehmen. zweimal habe ich mich schon wieder vor den entsprechenden Trainingseinheiten gedrückt. Da hilft nur eins: Ich verabrede mich mit zwei Vereinkollegen zum Halbmarathon in Birstein am Vogelsberg. Mit ein paar Steigungen und einigen Trail-Einlagen sollte es nicht zu schnell werden, aber mir schon mal den Einstieg erleichtern. Das Profil ist leicht zu behalten. 12 km geht es zumeist bergauf, die restlichen 9km gehen dann fast nur bergab. Als Ziel nenne ich 1:30, mein Kollege Christian will schauen, wie lange er mit mir mithalten kann. Kurz nach dem Start sage ich Christian, dass er, wenn er mit mir zusammen laufen wolle, es etwas langsamer angehen lassen soll. Danach laufen wir recht harmonisch zusammen. Hier und da ein Überholmanöver, aber keines davon vergrößert unser Gespann. Für die ersten 10 Kilometer wollte ich mir eigentlich 44 Minuten oder etwas mehr gönnen, tatsächlich haben wir aber nicht mal eine Minute Rückstand auf den 4:15 Schnitt. Dort gibt sich Christian ein Power-Gel und läuft auch noch die (vorerst) letzte Steigung mit beachtenswerten Schwung hinauf. Dann lassen wir es bergab erstmal richtig schön rollen. Wir laufen teilweise unter 4 Minuten pro Kilometer. Das Knie hält dank Adrenalin. Bei Kilometer 17 kommt Christian auf die Idee, seinen Schuh schnüren zu müssen. Was tun? Warten? Wettkampf ist Wettkampf, Nee, ich lauf weiter. Vorne ist noch einer zu sehen, den ich vielleicht noch kriegen könnte. Nun ja, der Läufer vor mir ist aber auch noch nicht müde, er kann mich doch auf Distanz halten. Als ich in den Zielbereich komme, erzählt der Sprecher gerade "... ist erst vor zwei Wochen in Thüringen 100 Kilometer gelaufen" Ich rufe ihm zu "100 Meilen, nicht Kilometer" Der Sprecher: " Und der nächste, das ist der Gerald Baudek aus Friedberg, der ist dort sogar 100 Meilen gelaufen.". Meine Uhr bleibt bei exakt 1:27 stehen, für Christian bedeutet eine halbe Minute mehr sogar persönliche Bestzeit. Na, da ist aber noch "Luft nach oben". Unsere Nummer Drei, der rekonvaleszente Matthias kommt nach 1:39 ins Ziel. Das gab es noch nicht seit ich für den ASC Marathon Friedberg aktiv bin: Wir haben zur unserer großen Überraschung und Freude die Mannschaftswertung gewonnen.

Samstag, 16. Juli 2011

56 plus 44

Der Lokalpresse ist mein Treiben nicht fremd. Ein Ausschnitt aus der Wetterauer zeitung vom 12.07.11: Mit 'nen Klick auf den Artikel wird lesbar.

Sonntag, 3. Juli 2011

100 Miles 'n' more

Nach der Meniskus-OP habe ich gesagt, dass es in der ersten Jahreshälfte keinen Ultra für mich geben solle. Das ich diesen Vorsatz so genau einhalten würde, war mir bis vor einigen Tagen noch nicht klar. Aber: Ein Ultra ist ein Ultra und bleibt ein Ultra, und wenn mein Lieblingslauf innerhalb Deutschlands was Neues zu bieten hat, will ich doch gern dabei sein. Also: Uffgerappelt un' mitgedappelt beim ersten 100-Meiler im Rahmen des Thüringen-Ultra.
Die erste Aufgabe ist die Wahl des Startzeitpunktes. Startzeiten gibt es stündlich, die Vorgabe lautet: Laufe so los, dass du zwischen 4:00 und 6:00 Uhr bei Kilometer 71 eintriffst, denn dort ist der Kilometer 10 der 100 Kilometerläufer (die um 4:00 und um 5:00 starten). Damit sollte gewährleistet werden, dass sich die Felder der beiden Läufe harmonisch vermischen.
Ich entschied mich für den vorletzten Start um 21:00. Damit durfte ich nicht schneller als 6er-Schnitt laufen. Klasse: mit vom Veranstalter eingebauter Handbremse sollte es mir gelingen, nicht zu schnell loszulaufen. Die anderen Starter dieser Gruppe haben diese Rechnung wohl nicht gemacht: Während sich mein Tempo auf den ersten Kilometern irgendwo bei 5:45 einpendelt, machen sich rund 12 Läufer auf und davon, darunter die erfahrenen und schnellen Thüringen-Ultra-Läufer Jörg Kupfer und Peter Kaminski. Schon bei Kilometer 7 bin ich hier und dort ganz allein auf der Strecke. Die ersten 70 Kilometer, die nur den 100-Meilen-Läufern vorbehalten sind, sind sehr schön ausgewählt. Die niedrigere Läuferzahl erlaubt es, mehr Traileinlagen einzubauen. Zunächst eher tiefe Treckerfurchen auf den Äckern, dann aber flowige Single-Trails im Wald, besonders erwähnenswert der Lauf auf einer Art Klippe oberhalb der Stadt / des Dorfes Wutha. Etwas übertrieben ist die Trailliebe vielleicht doch am Hörselberg, der steile Abstieg ist nach reichlich Regen in den letzten Tagen extrem glitschig. Ich überlege schon ein Stück des Weges auf dem Hosenboden zurückzulegen, vermeide es dann aber lieber. Mein geliebtes "10 kleine Negerlein"-Spiel beginnt bereits bei Kilometer 27. Einen Läufer überhole ich kurz vor der Versorgung, der nächste sitzt dort auf einem Stuhl und lamentiert über die schwere Strecke und Ausstieg. Ich bin dagegen bester Laune, und werde erst richtig warm. Meine Marathonzeit bei rund 4 Stunden: voll im Plan. Als ich die Versorgnung bei km 61 erreiche, sehe ich wie Jörg und Peter diese gerade verlassen. Diese sollten die führenden der 21:00 Uhr-Gruppe sein. Wir liefern uns bis km 85 das ein oder andere Scharmützel. Am Anstieg zur Ruhlaer Skihütte kommen die führenden 100 Kilomter-Läufer vorbei, Frank Hardenack und Mathew Lynas (beide haben diesen Lauf bereits gewonnen) haben schon das Messer zwischen den Zähnen. Kurz drauf kommt mein Freund Michael Vanicek. Er berichtet, dass in der 22:00 Uhr Gruppe mindestens ein sehr schneller Läufer dabei wäre, aber, dass wenn ich mich hier durchsetzen würde, meine Aussichten auf das Podest recht gut wären. An der Ruhlaer Skihütte liegt mein Drop-Bag. Jetzt bekomme ich endlich die guten Trailschuhe, und lege auch Stirnlampe und Getränkegürtel beiseite. Während meiner Umzugsaktion trifft Peter an der VP ein, und als dann Jörg kommt, bin ich fertig und sehe zu, dass ich weiterkomme. Das geht nun noch eine Weile so weiter, meist ist Peter knapp hinter mir, wobei wir Jörg ein größeres Stück abhängen. So treffe ich Peter auch an der Verpflegung bei km 112. Der Abschnitt von Floh-Seligenthal nach Finsterbergen ist der hügligste der ganzen Strecke. Peter geht gleich den ersten und längsten an, als gäb' es einen Bergpreis zu gewinnen. Ich gehe solche Stücke lieber, und bewahre mir noch einige Körner für folgene Flachstücke auf. Schon bald ist er weit aus der Sichtweite entschwunden. Der für mich wieder interessante Punkt ist Tabarz. Hinter dem VP am Kneipp-Tretbecken geht es noch eine kleine Anhöhe hinauf. Von dort kann ich bestimmt einen Kilometer der Strecke überblicken. Da hinten sehe ich tatsählich jemanden laufen, bin mir aber nicht sicher, ob das Peter ist. Außerdem beginnen genau hier die letzten 15 flachen Kilometer. Peter oder nicht, jetzt ist es an der Zeit, die gesparten Körner einzusetzen. Die Gangart wird schon mal leicht verschärft. An der nächsten VP bei km 150 berichtet die Helferin, der führende 100-Meiler sei erst 2 Minuten durch, und sähe nicht so gut aus. Als ich antworte,ach, ich wollte mich eigentlich nicht mehr besonders anstrengen, versteht sie die Ironie nicht. Fast bittend "Na, komm, nur noch 10 Kilometer". "Na klar, noch 'ne Cola, dann hol ich ihn mir." Tatsächlich habe ich meinen Konkurrenten einige Minuten später wieder im Blickfeld. Er wehrt sich nicht wirklich als ich vorbei gehe. An dem berühmten Party-VP komme ich schon mit einigem Vorsprung an. Die Gedanken gehen wieder zu den 22:00 Läufern. Wieviele sind wohl noch schneller als ich. Aber erst mal der Zieleinlauf. Ich treffe als erster Hundert-Meiler in Jubelpose ein und werde auch wie ein Sieger bejubelt. Der Sprecher fühlt sich bemüßigt meinen Enthusiasmus zu dämpfen, aber mir ist der Sachverhalt bekannt. Schon 22 Minuten nach mir trifft Christoph Lux ein, der damit also 38 Minuten vor mir liegt. Als dann endlich die Stunde nach meinem Eintreffen rum ist, darf ich mich immerhin über den dritten Platz freuen.