Dienstag, 23. März 2010

Eine schöne Serie

Zwei Wochen gebremster Schaum (vorm Mund), jetzt soll es wieder los gehen. Nur noch vier Wochen bis zum Weiltal-Marathon, bei dem ich es wieder krachen lassen will. Heute zum ersten Mal in diesem Jahr ein Besuch im Stadion. 6 mal die 1.000 Meter standen auf dem Programm. wenn geht, sollten alle unter 3:40 erledigt werden. Der erste Turn in 3:35 war schon mal recht vielversprechend. 3:33 und 3:31 machten Mut und Lust auf mehr. Dann eine 3:28 war schon ganz schön hart, ich hatte nicht das Gefühl noch weiter die Zeiten halten zu können. Zum Glück kam gerade Christian im Burgfeld an. 400 Meter blieb er hinter mir, dann machte er das Tempo für die restlichen 1,5 Runden: 3:27. Auf der letzten Einheit blieb Christian 600 Meter hinter mir, ging dann so hart an mir vorbei, dass ich kämpfen musste, um nicht gleich den Anschluss zu verlieren. Dann wurde ich tatsächlich noch mit der 3:25 belohnt. Wow, das hat besser geklappt als erwartet. Wenn der TDL ähnlich gut läuft, dann werde ich im Weiltal nicht hinterherlaufen müssen.

Donnerstag, 11. März 2010

Kein Kindergeburtstag


Wo andere Urlaub machen, .. da mache ich auch Urlaub. Nur der Samstag soll etwas anders gestaltet werden, als es die meisten Feriengästen auf Gran Canaria tun. Ein Bustransfer bringt uns nach Maspalomas, dem Startort von Transgrancanaria und Transgrancanaria Sur-Norte. Der zweite ist der Bambini-Lauf von 92 Kilometern. Gestartet wird um Mitternacht gemeinsam, die Läufer der beiden Strecken können durch die obligatorischen Hemden in Grün und Gelb unterschieden werden. Die ersten Kilometer gehen direkt über den Sandstrand, zumeist ist der Sand trocken und weich, fühlt sich fast so an wie Neuschnee. Am Ende dieser Strecke gibt es einen Priel, schon mal etwas mehr als knöcheltief. Manche machen einen Bogen; behalten aber auch keine trockenen Füße. Nach einem kurzen Stück Straße geht es in einem Flussbett entlang, aus früheren Berichten sollte es drinnen halbwegs trocken zugehen, und nur einige nasse Stellen geben. Dies Jahr hat es etwas mehr geregnet, das Wasser strömt uns mit einiger Kraft entgegen, und reicht auch schon mal bis übers Knie. Außerdem sind die Steine am Grund gerne algenbewachsen. Ich laufe vom Ufer in den Fluss, will mich in die Hauptrichtung drehen und lande gleichmal auf meinem Allerwertesten. Eine gute Warnung. Wir kommen unter etlichen Brücken längs. Die sind ebenso wie einige Uferstücke recht gut mit Publikum besetzt. "Venga! Venga!" schallt es uns entgegen, und lautes Gejohle, wenn jemand ein Bad nimmt. Nach über einer Stunde wird es dann endlich ein richtiger Trail. Wir folgen einem kleinen Bachlauf, mal links, mal recht mal mitten drin, aber immer über dicke Steine, die ein genaues Zielen bei jedem Schritt fordern.


Der erste steilere Anstieg mit dem zugehörigen Gefälle bringt uns zur ersten Wasserstation zur Camelbag-Befüllung. Da mein Trinkbeutel noch zum guten Teil gefüllt ist, spare ich mir diesen Stopp. Jetzt geht's richtig in den Berg: 900 HM gibt's auf knapp 10 Kilometern, danach immer wieder auf und ab, immer steinig, es fällt mir etwas schwer die einzelnen Abschnitte in die Reihenfolge zu bringen. Bei km 40 trennen wir uns von den Gelbhemden, es wird deutlich einsamer. Den ersten Stausee erblicke ich im Morgengrauen unter mir, zwischen den beiden Stauseen ein Abhang. Ich stehe oben, und grüble, ob irgend ein Weg dort sichtbar ist. Über mir knackt es nur kurz im Geäst, ein Spanier rumpelt vorbei, und ich bemühe mich in seiner Spur zu halten. Sein Tempo zu halten, mache ich lieber erst gar keine Anstalten. Nach dem zweiten Stausee, mit dem berühmten Lauf auf der Wasserleitung, läuft der Weg dann endgültig ins innere (Hoch-)Gebirge der Insel. Jetzt, da es richtig warm wird, gibt's kaum noch Schatten spendende Bäume, gleichzeitig bringt uns der Pfad nun bis auf die höchsten Gipfel der Insel. Zum Glück ist es leicht bewölkt, bei jeder größeren Wolkenlücke merkt man schnell, wie es sich der Grund und die Luft erhitzen können. Die Landschaft ist hier wild zerklüftet, durch verschiedenfarbige Gesteinsschichten kann man einen Hauch von Gran Canon erahnen. Am Roque Nublo liegt ganz oben eine Matte zur Zeitnahme. Einmal drauflatschen - und auf dem Absatz kehrt wieder runter. ( Ich bin hier übrigens ganz alleine, und die Matte hat wirklich gepiept; Ich kann's beschwören) Aber den allerhöchsten Punkt haben wir noch nicht erreicht. Bis zum Pico de las Nieves sind nach einem Abstieg noch etliche Höhenmeter zu überwinden. Das Fortkommen wird immer zäher. Wie lange ich für die 6 Kilometer über diese Spitze gebraucht habe? Keine Ahnung, will ich auch lieber nicht wissen. Zwei oder dreimal setze ich mich am Wegesrand nieder, und kaue ein bisschen auf meinen Haferriegeln herum. Mehrfach glaube ich schon oben zu sein, nur um dann nach der nächsten Kurve noch ein paar Höhenmeter vorzufinden. Der sich anschließende Weg hinab ist mal wieder kaum einfacher als der hinauf. Selbst die zwei Kilometer von der Spitze bis zur nächsten Versorgung ziehen sich unglaublich dahin. In meinem Kopf brennt der unvollendete Satz: "Wenn dass jetzt noch 40 Kilometer so weitergeht ..." Ich bin unerhört schlapp, die Füsse schmerzen bei jedem Schritt, jeder der vielen Stösse entlockt mir einen Fluch. Psychisch bin ich so ziemlich am Ende. Ich beschließe bei km 82 meine Nummer auf den Tisch zu knallen: "Ich will nach Hause". Als ich dann endlich da bin, setze ich mich erst mal in den Schatten, auf den Boden, die paar Stühle sind alle besetzt. Ein Teller Nudeln, einige Becher Cola. Und dann die große Entscheidung: "Nummer abnehmen oder Camel-Bag nachtanken?" Ich tröste mich, dass es den anderen auch nicht besser geht (eigentlich ein blödes Argument), denke an meine Statistik (alle 42 Ultras bisher gefinished) und steuere den Wassertank an. Als ich die Trimkblase wieder in den Rucksack stopfe, kommt Georg rein etwas blass um die Nase, mit dem Kreislauf nicht so ganz beieinander. Ich unterhalte mich noch kurz mit ihm, und nach 20 Minuten Pause geht's für mich wieder weiter. Hier war der Start des Marathonlaufes. Für diese Läufer wurde das Loslaufen etwas einfacher gestaltet. Mit meinen frisch gesammelten Kräften finde ich schon wieder Abschnitte, an denen ich endlich mal längere Abschnitte laufen kann. Vom Cruz de Tejede bietet sich ein sensationeller Blick auf den Berg Teide der Nachbarinsel Teneriffa. Der große Abstieg enthält noch ein paar Gemeinheiten, aber insgesamt treffe ich optimistisch und wohl gelaunt an der Versorgung in Teror eintreffe. Von hier sollen es noch ein runder Halbmarathon bis zum Ziel sein. Der Zieleinlauf im Hellen scheint nun doch nicht mehr abwegig zu sein. Und prima geht es weiter: mit einem Spanier mache ich mich bergab auf ein paar flottere Kilometer, dieser meint auch, wir blieben locker unter 20 Stunden, weis aber dass es bis zum Schluss nicht so nett weitergeht, ein Barranco (Flußbett) würde uns noch erwarten. Nicht nur einmal durch, Kilometer um Kilometer geht es nun wieder rein in den Barranco (immerhin trockenen Fusses), raus aus dem Barranco, dicke Steine im Überfluss und meine Füsse vertragen nun überhaupt keinen Stoß und kein Verknicken mehr. Als ich aus dem letzten Flussbett auftauche, kann ich schon wieder die Lampe hervorkramen. Aber das Ziel muss ja nun schon fast da sein. War es im Hellen teilweise schon recht problematisch, die Markierungen und damit dem Weg zu finden, ist es im Dunkeln fast unmöglich. Ein Großteil der Reflektoren hat bereits das Zeitliche gesegnet. Immer wieder muss ich Stehen bleiben oder zurücklaufen um mich zu orientieren. An der nächsten Gablung das Gleiche: Ich laufe rechts ab weil es so scheint als weise der Reflektor dorthin. 300 Meter kein Reflektor, zurück, den Weg gerade aus probiert: auch kein Wegzeichen - Dafür sehe ich in der Ferne das Ziel - Ich denke mir jetzt ist egal, und will die Direttissima nehmen. Ich laufe durch eine Kiesgrube, da kommen von der anderen Seite Blinkzeichen, die mir zu gelten scheinen, dazu Geschrei. Wieder retour, ich gable einen Spanier auf, der auch ziellos herum geirrt ist. Es zeigt sich, dass ich mindestens eine halbe Stunde in Sichtweite eines Versorgungsposten verbracht habe, ohne ihn zu finden. Jetzt noch mal Versorgung??? Ich habe schon genug Strecke zurück gelegt, um am Ziel zu sein! Auf die arme Dame am Versorgungsstand lädt sich (nicht nur) mein Zorn ab. Mit Francisco mache ich mich auf den endgültig letzten Streckenabschnitt. Mit einem aufmunternden "Venga, Amigo!" schlägt er ein gar nicht so müdes Tempo an. O.K., da lasse ich mich nicht lumpen. Damit sich nicht bei jedem Schritt die Ferse meldet, öffne ich meinen rechten Schuh (Ein Hoch auf die Salomon-Patentschnürung). So geht's weiter. Nun auf einem ordentlichen Weg sind sogar die nicht reflektierenden Flatterbänder zu sehen. Francisco wird immer schneller. Jetzt wo ich einmal
drin bin passt mir das ganz gut, es geht ja die ganze Zeit bergab, und so kann ich mich von meinem Groll ablenken. Kurz vor dem Ziel, kommt er aber plötzlich ganz schön ins Schnaufen, wir lassen es noch mal etwas ruhiger angehen. Vor dem Ziel brauchen wir dann auch noch etwas Zeit um uns einig zu werden. Ich möchte gern mit ihm zusammen über die Linie, er schiebt mich aber unerbittlich vor. Also komme ich nach 21 Stunden 15 mit 3 Sekunden Vorsprung ins Ziel.
Am Abend gibt es nur eine Einlaufliste bis 20 1/2 Stunden, und als ich am nächsten Tag die vollständige Liste finde, fehlt mein Name. Beschwerde, Palaver - Der Zeitnehmer zeigt mir seine Tabelle. Startnummer 30 ist nicht losgelaufen, hat keine einzige Zwischen- und keine Endzeit. Auch ist kein anderer Chip kurz vor Francisco über die Ziellinie gekommen. Er verspricht, wenn er ein Zielfoto von mir finden würde, würde er mich in die Liste aufnehmen. Warum ich dort nun 3 Minuten schneller als von mir gefordert stehe weis ich nicht, ich frage lieber nicht nach. Ich hoffe nur, es ist nun nicht jemand anders aus der Liste heraus geflogen.

Sonntag, 7. März 2010

Nada "Venga! , Venga!"

Zunächst des Wesentliche: Ich habe herausgefunden, wie man an einer Spanischen Tasttatur Umlaute eingibt. Und: Auch den Transgrancanaria habe ich abgehakt, und das vermutlich endgültig. Der Lauf ist sehr landschaftlich schön, die Strecke aber unerhört hart. Dazu kamen die kleineneren und grösseren Mängel der Organisation, die mich einige Nerven und bestimmt eine Stund Zeit gekostet haben. Noch nie war ich bei einem Ultra so fest entschlossen meine Nummer bei der nächsten Versorgung auf den Tisch zu legen, und die Rückfahrt zu verlangen. Na, ja, habe ich mir dann doch verkniffen, und letztendlich in 21 Stunde 15 gefinished. Platzierung wird nachgereicht, auf dem ersten Zettel stehe ich aber nicht. Ausfühlicher Bericht dann, wenn ich wieder zu Hause bin.

Freitag, 5. März 2010

Zwei kleine Laeufe

Mittwoch bin ich auf Gran Canaria angekommen. Gestern morgen einmal die Strandpromenade auf und ab, bei bedecktem Wetter. Heute das gleiche noch einmal, aber bei blankem Himmel ging es schon an die 25 Grad, der Schweiss laeuft bei 5 1/2 Minuten pro Kilometer. Hitzetraining konnte ich zu Hause nun wirklich nicht durchfuehren. Na, ja, das Rennen beginnt um Mitternacht, also erst mal bei moderateren Temperaturen. Bis es dann Tag wird, habe ich schon etliche Kilometer geschafft und bin auch schon ein Stueck den Berg hinauf. Vielleicht wird es ja nicht so schlimm. Fuer morgen ist auch immerhin "leicht bewoelkt" angesagt.
Aber wie immer bei den extremeren Laeufen, Ankommen ist erstes Gebot. Weder die Zeit noch die Platzierung sind ein echter Gradmesser.