Montag, 9. Juli 2012

Morgens, Punkt 7 in Deutschland

Wer in Deutschland Dreikämpfen will, muss früh aufstehen. Und wer es in Frankfurt tun will, der muss sich früh anmelden. So steht der erste Termin für 2013 bereits jetzt fest: 7. Juli 2013, um 7 Uhr in der Früh werde ich in den Langener Waldsee steigen. Dann stehen 3,8 km Schwimmen, 180 km Radfahren und ein Marathönnchen auf dem Programm. Die langfristige Anmeldung hat den Vorteil, dass ich noch mal ausführlich Schwimmen üben kann, vielleicht klappt's ja doch noch mit dem Kraulen. Wenn nicht ... dann eben Brust. die 2:10 Limit für's Schwimmen werde ich schon einhalten. Beim Radeln wäre das Ziel die Hörner am Lenker nicht nur Spazieren zu fahren, sondern auch zu benutzen. Ich werde aber keine Materialschlacht bereiben, und mir ein besseres oder teureres Zeitfahrrad zulegen. Das Motto lautet ab sofort: "Es schwimmt und radelt der Eisenmann, der eigentlich nur rennen kann"

Samstag, 7. Juli 2012

Over the Top

Wenn man um einen Berg laufen will, übt man am Besten, indem man um einen Berg läuft. Vor dem Mont Blanc soll also diesmal die Zugspitze stehen. 100 Kilometer und 5.500 Höhenmeter, so die Rohdaten des Zugspitz-Ultratrails, der bei seiner Premiere im vergangenen Jahr so viel Lob eingeheimst hat.
Der Start ist in der Gemeinde Grainau, noch etwas dichter an Deutschlands Dach gelegen als Garmisch-Partenkirchen. Zunächts leitet uns eine trommelnde Trachtengruppe durch das Dorf, dann bremst uns noch ein Mopped ein. Als wir auf den ersten Trail kommen ist es eine Herde Kühe, die unseren Vorwärtsdrang einbremst. Aber schon bald ziehen sich die rund 400 Ultra-Läufer als buntes Band durch die morgentliche Bergwelt. Runde 4 Kilometer sind uns zum Einlaufen gegönnt, dann nehme ich die Stöcke in  die Hand. Bis zur ersten Versorgung am Eibsee passiert aber noch nichts bewegendes im Streckenverlauf. Direkt dahinter geht's in den ersten Anstieg mit mehr als 500 Höhenmetern am Stück, bis zur Grenze hinüber auf die Öserreichische Seite. Alles af schönen Waldwegen, Trails, wie es so schön auf Neudeutsch heißt. Die dritte der Versorgungs stellen liegt bereits im zweiten großen Anstieg, mit dem wir die Baumgrenze und auch die 2.000-Meter Grenze überschreiten. Hier wird es richtig schön alpin, die Wege steinig, bei der Wegfindung wird nicht unbedingt auf jeden Bachlauf rücksicht genommen, nasse Füße sind hier inclusive. Auf kurzem Abstand sind drei Zacken zu überschreiten. dazwischen kleinere Täler. Der Sommer war bisher noch nicht so fürchterlich heiss. Etliche Schneefelderhaben sich bis in den Juni gehalten. Das erste hat gleich ein ordentliches Quergefälle. Mit großer Vorsicht folge ich der eingetretenen Spur, stets bedacht, nicht seitlich abzurutschen, denn da geht's nicht nur ein bisschen runter. Auf dem Hinterteil gelandet, wieder aufgerappelt. "Das ganze Gewicht auf die Stöcke, dann geht's besser", höre ich da etwa Ungeduld hinter mir? Der Tipp ist aber gut, ich erreiche glücklich wieder festen Boden. Auch bei einem weiteren Schneefeld, dass recht abschüssig ist, komme ich mit meinen neuen Fähigkeiten vorsichtig aber aufrecht durch, wo andere gleich auf die Hosenboden-Variante umsteigen, und bis unten rutschen. Weniger Glück habe ich an einer Stelle, an der wohl in den vergangenen Tagen eine Schlamm-Lawine lang gekommen ist, zwar ist der Laufweg soweit vom Schlamm befreit, dass ich nicht bis über den Knöchel darin versinke, aber das Zeug ist glatt wie Schmierseife. Ich erlebe den Klassiker: Mit höchster Konzentration und all meinem Geschick halte ich mich aufrecht, als es den Läufer vor mir hinhaut bin ich genug abgelenkt, dass ich mich selber danebenlege. Tut nicht besonders weh, aber saut mich herrlich ein. Bis auf einer der Bergspitzen, die Nebel liegt haben wir die ganze Zeit prima Sicht in die tolle Bergwelt. Ingesamt ist der Wettergott mal wieder mit uns im Bunde, nach heftigen Regenfällen in den Vortagen, haben wir das schöne Wochenende, am Montag geht die Sauerei schon wieder von vorn los. Zur nächsten Versorgung mal eben 500 Höhenmeter runter, und dann gleich wieder hinauf. Jetzt aber nur noch über einen Pass, und noch einmal 1.000 runter, irgendwoher müssen die erwähnten 5.500 Meter Gesamtsteigung schließlich herkommen. Als wir an der Drop-bag Station bei km 55 ankommen, bin ich jedenfalls ganz schön fertig, Dreck bis zum Hinterteil, kleinere Schrammen am Bein und Ellenbogen, Füße sind schon wieder halbwegs trocken, also alles was ein Trailläufer so zum Leben braucht. Jetzt geht es erstmal rech flach weiter, sogar ein Stück Straße wird in den Streckenverlauf eingebaut. Locker einrollen, dann beschleunigen. Mehrere Versorgungsposten werden in lockerer Folge abgearbeitet. Als ich in einem Waldabschnitt eine Dreigruppe mit einem lockerem Spruch überholt, bekomme ich Gesellschaft von Swen. Gemeinsam oder dicht beieinander machen wir noch ein paar flotte Kilometer. Bei dem treppenreichen  Abstieg zur Partnach macht er sich aber locker davon. Von dieser Versorgung sind es noch 22 Kilometer bis zum Ziel. Diese füheren allerdings überdie Bergstation der Alpspitzbahn. Also noch einmal 1200 Meter hoch und noch ein paar mehr wieder runter. Hinter der Brücke über die Klamm geniessen wir noch einmal das Wettersteinmassiv in der Abendsonne. Ein Stück auf einem breiten Weg kann noch bequem gewandert werden. Dort wo es wieder in den Wald geht, ist allgemeines Lampenaufsetzen angesagt. Als Teil einer harmonischen Dreiergruppe maschieren wir von Serpentine für Serpentine den Weg hinauf. Als wir endlich wieder eine breite Fahrstraße erreichen sind wir auch schon fast an der nächsten Versorgung. Hier kommen wir zweimal durch. Einige haben schon die Extrarunde zur Bergstation hinter sich, die mir noch bevor steht. Hinauf geht's weiter auf dem breiten Fahrweg. Hinab wieder herrlich trailig. Als ich bergab jemanden vorbeilassen will passiert etwas völlig Unerwartetes. Dieser Jemand will tatsächlich gar nicht an mir vorbei, sondern ist dankbar, dass es sich an mich dranhängen kann. Sowas gibt's also auch. Von der letzten Versorgung mal wieder durch den Wald, steil bergab, dicke Steine, vereinzelte Treppen, glitschiger Lehm, bloß nicht in der Konzentration nachlassen. Dann aber: Von Grainau-Hammersbach bis zum Kurpark noch die letzten 2,5 km auf flachem Asphalt. Ich gehe ein paar Meter, um mich für den Einlauf ins Dorf und ins Festzelt zu sammeln, da ruft es hinter mir "Aber jetzt doch nicht mehr.." Sieh, an, Swen ist wieder da. Gemeinsam überqueren wir die Ziellinie, dann stossen wir noch mit einem Almdudler an.