Mittwoch, 23. September 2009

Der Suchtfaktor

Am Tête aux Vents dachte ich: "So'n Sch... , ein Mal und nie wieder" -
In Ziel lamentierte ich darüber, wie ich beim nächsten Mal ein bis zwei Stunden schneller sein könnte. -
Na, ja die Entscheidung, ob ich gleich noch mal beim UTMB starten will hat noch bis zum Jahreswechsel Zeit, da die Anmeldefrist in der ersten Januarhälfte läuft. -
Vor einigen Tagen komme ich bei meinem lokalen Laufschuh-Dealer vorbei und es gibt Prozente auf alle Schuhe der Marke Salomon. Gucken kost' ja nix; aber es verführt. -
Nun bin ich Besitzer eines Paares Salomon Speed Cross 2 und frage mich: "Was willst Du damit, wenn nicht Ultra-Trail laufen?" -
Damit ist wohl alles klar.

Samstag, 19. September 2009

Et Looft

So, der Friedberger Altstadtlauf hat doch schon ganz gut geklappt. Die Zeit von 38:29 ist relativ belanglos, aber wir sind auch 4 mal den giftigen Anstieg an der Burg hinauf. Das hat mir vor allem in der letzten Runde Alles abverlangt. Was mich aber aufgebaut hat, ist die Souveränität, mit der ich mich gegen die lieben Vereins- und Trainingskollegen behaupten konnte.Bei km 2 lief ich noch mit Stefan hinter mehreren Bekannten her. Bis km 5 hatte ich diese alle der Reihe nach überholt. Auf der zweiten Hälfe hatte ich dann nicht mehr so viel Biss, war aber doch immer schnell genug, dass keiner der Jungs zum Gegenangriff kommen konnte. Im Ziel war ich dann auf Platz 15, was ich meistens bei Oberhessen-Cup-Läufen ungefähr bin. Auf den Plätzen direkt hinter mir tummeln sich 2 mal TSV Friedberg-Fauerbach, 2 mal ASC Marathon Friedberg und dazu noch der Ex-TSVler Bernd. Für den zweiten Platz in der Altersklasse gab es ein Tombola-Los. Nun bin ich stolzer Besitzer einer Kleinkinder-Zahnbürste samt Becher und einer speziellen Milchzahn-Paste, sponsored by the Techniker Krankenkasse.

Donnerstag, 17. September 2009

Genusslauf

Schönes Frühherbstwetter, ein lockerer 2 Stundenlauf ohne Diktat durch Uhr oder Pulsanzeige. Läuferherz, was willst Du mehr? Auf jeden Fall habe ich in den letzten Tagen wieder ein bisschen mehr Freude am Laufen eingebaut. Das mit dem Tempo habe ich mal auf den Samstag und den Friedberger Altstadtlauf verschoben. Schau'n mer mal, wird schon schief geh'n.

Donnerstag, 10. September 2009

Und jetzt wieder Tempo ?

Boach, das geht ja gar nich ! Das sollte eigentlich gar keine extreme Einheit werden. Die Usa-Promenade auf und ab, mit einigen Tempo-Stücken von 200 bis 300 Metern mit Tempo +/- 3:50 min/km. Nach 4 km mit 6 oder 7 Bescheunigungen war die Luft raus, außerdem verspürte ich Schmerzen am Zwerchfell. Der UTMB fordert seinen Tribut. Ich hoffe, ich muss das Laufen nicht ganz neu erlernen, und komme bis Frankfurt noch ordentlich in Schwung.

Donnerstag, 3. September 2009

Der Superlative sind genug gewechselt .....

Der Größte, der Schönste, der Härteste, der Geilste ... Der Superlative sind genug gewechselt, wir wollen (Helden-)Taten vollbringen. 2.300 Sportler aus aller Herren Länder haben sich auf dem Dreiecks-Platz von Chamonix versammelt, wollen keine Ansprache hören, wollen keine Welle machen, wollen nur das Eine: LOS !
Rund eine halbe Minute nach dem Startschuß habe ich den Platz überquert und das Rennen kann auch für mich beginnen; und beginnt nach bester City-Marathon-Tradition mit kleineren Staus an verschiedenen Ecken der Streckenführung. Erst als wir aber die stimmungsvolle Ortschaft verlassen, kann es endlich zur Sache gehen. Sogar die Stelle, an der wir zum erstenmal auf einen etwas schmaleren Weg gelangen, wird zügig passiert. Acht flache Kilometer sind uns zum Einrollen gegönnt, dann, der erste Berg ist ebenfalls zum Eingewöhnen. Der La Charme mit seinen 900 Höhenmetern auf 7 Kilometern und ordentlichen Wegen ist mit Abstand der einfachste der 10 Berge die insgesamt auf uns warten. Mir ist im Anstieg eher nach Laufen zu Mute, ich wäre aber der Einzige der das tut, also wandere ich mit dem Strom, und tausche mich noch etwas mit Volker, dem Bekannten eines Bekannten aus.
Der erste dicke Brocken ist der Col de la Croix de Bonhomme, dessen Anstieg bei Km 30 beginnt. Hier wird es recht alpin, ab der Mitte kommen die typischen Aplinpfade mit Sand und Steinen und im oberen Bereich dann nur noch blanker Fels. Hier ist nur wenig Weg zu sehen, das Feld ist aber immer noch so dicht, dass man stets jemanden vor sich hat, dessen Lichtkegel als Orientierung dienen kann. Ganz oben wird uns dann sogar mit dicken Taschenlampen heimgeleuchtet, zu schmal der Weg, und wohl zu schwerwiegend die Folgen eines Fehltrittes. Ich halte meine Lampe lieber nicht so, dass ich sehen kann, wie weit es neben dem Steig bergab geht. Wer seine Qualli im Harz oder im Thüringer Wald gelaufen ist, weiss spätestens ab hier, was diese Läufe als Vorbereitung wert sind. Auch der Weg nach unten beginnt auf flachem Fels. Wie schon bei meinen Vorbereitungsläufen kann ich mit meinen Begleitern bergauf nicht mithalten wenn es wieder bergab geht. Ich bin zwischenzeitlich auf mich allein gestellt, dann kommt mal wieder eine Gruppe, an die ich mich ein Stück anhängen kann. Jetzt kommen wir in Nebel bzw. in eine Wolke, sodass ich oft den nächsten Reflektor nicht sehen kann, wenn ich den einen passiert habe. Und auch die Stirnlampe, die ich mir noch vorher gekauft habe, läßt bereits in Ihrer Leuchtkraft deutlich nach. Ich muss bald auf die kleine Reservelampe wechseln. Aber nun wird der Weg wieder deutlicher, und unten im Tal erreichen wir mit Les Chapieux den ersten "großen Versorgungsposten". Hier gibt es neben einer etwas umfangreicheren Essensauswahl einen Servicestand der Firma "mit dem Kupferkopf". Der kommt mir gerade recht.
Der nun folgende Col de la Seigne bringt uns zum ersten Mal über die 2.500 Metergrenze, allerdings von einem höheren Ausgangspunkt, sodass der Anstieg nicht so lang und auch nicht ganz so steil ist, wie der Vorhergehende. Dafür kommt ein recht frisches Lüftchen auf. Ich hatte schon gedacht, ich würde die erste Nacht überstehen, ohne die Jacke aus dem Rucksack hervor zu kramen. Denkst'e, der Herr, der meine Nummer abscannt, ist wie ein Eskimo eingepackt, hat seinen Bart komplett voller Eiskristalle, und ich bin immer noch, jetzt wirklich fröstelnd, im kurzen Shirt unterwegs. Also kurzer Stopp an der nächsten windgeschützteren Stelle, und schon kann es etwas wärmer weitergehen. Italien empfängt uns mit einer leichten Übung: Bis zum Lac Combal geht es nur 500 und ein paar Meter hinab, und der nächste Anstieg ist entsprechend etwas kürzer. Die ständig steinigen Wege machen sich langsam bemerkbar, eine Druckstelle am linken Fuß mahnt zur Vorsicht und fordert ein wenig Zuwendung. Kurz nach der Versorgungsstelle an diesen See läuft Georg zu mir auf, die folgende Steigung nehmen wir gemeinsam in Angriff, bis es ihm nach einigen Kilometern mit mir zu langweilig wird und er weiterprescht. Jetzt begrüßt uns auch der neue Tag mit einem wunderbaren Sonnenaufgang, dessen Farbe auch die drei Gletscherzungen annehmen, die uns gegenüber das Massiv zieren. Ein Sonnenaufgang beim Ultralauf ist für mich immer wieder ein unglaulich anrührender Moment. Der Samstag erfreut uns mit sehr schönem Laufwetter: Es ist sonnig, wird aber nicht besonders warm, was natürlich auch an der Höhe von zumeist zwischen 1.700 und 2.500 Metern liegt. In Courmayeur sind unsere Drop-Bags: frische Wäsche, neue Schuhe mit einer halben Größe extra, und nicht zuletzt ein Weizenbier kann ich meinem Beutel entnehmen. All´dies fühlt sich prima an und gibt mir wieder einmal frischen Elan. Schon wird es Nachmittag, die beste Zeit für einen schönen Spaziergang in der wunderbaren Bergwelt, vor allem bei dem prima Wetter. Doch die zahlreichen Spaziergänger und Wanderer passen gut auf, sobald sich ein Läufer nähert treten sie freundlich zur Seite und geben mir noch eine Anfeuerung mit auf den weg. Dann liegt es an mir, die richtige Auswahl zu treffen, ob ich mich mit "Merci" oder "Grazie" bedanke. Das dritte Land ,die Schweiz wird über den Grand Col Ferret erreicht. Der wirkt schon fast beängstigend. Von unten ist die Läuferschlange zu sehen, die sich im Zick-Zack am Berg hinauf bewegt, bis der Pass erreicht wird. Bange machen gilt aber nicht, im "Linker Fuß, Rechter Fuß, Linker Fuß, rechter Fuß"- Modus hat keine noch so böse Steigung eine Chance gegen meine Hartnäckigkeit, und schon freue ich mich , dass es wieder abwärts geht, und auch darüber, dass hier der 100ste Kilometer absolviert ist. Der folgende Abstieg, bei dem ich es einfach rollen lassen kann (weder besonders steil noch besonders schwieriges Gelände, und auch meine Füße profitieren noch vom größere-Schuhe-Effekt) bringt uns nach La Fouly. Von hier sind es noch rund 15 km bis zur letzten großen Versorgung. Dort, so hatte ich mir überlegt wollte ich mir vielleicht eine Ruhepause gönnen. Bisher bin ich aber weder besonders müde, noch hat sich mein Fitnesszustand im Laufe des Tages verschlechtert. So beschließe ich, genau das Gegenteil zu tun. Eine flotte Einlage sollte mir nicht schaden, und eine nicht zu lange Pause, dann kann ich noch mindestens einen guten Teil des Bovine, der mir als besonders ekelhaft beschrieben wurde, bei Tageslicht in Angriff nehmen. Die letzten drei Berge, Bovine, Catongne und Tête aux Vents sind noch mal echte Bonbons, wer bis hier her schon sein Pulver verschossen hat, der darf noch mal richtig leiden. Der Bovine, den ich tatsächlich im Hellen angehen kann, ist ziemlich steinig, mal kann man um die Steine herumlaufen, ein andermal muss man drüberklettern. Ich kann mich in eine Gruppe einfügen, so muss ich mir nicht selber den Weg suchen, und bekomme den besten Weg durch meinen Vorläufer gezeigt. Oben ziehe ich mir erstmal wieder die Jacke an. Schade, meine Gruppe ist schnell weiter, und für mich geht's alleine weiter. Bergab finde ich niemanden, mit dem ich zusammen laufen kann, die meisten rennen an mir vorbei, nur einige sind langsamer als ich unterwegs. Der Catonge ist kurz und schmerzvoll: Eine Steigung von über 20 % über ein paar Kilometer fordert eine genaue Einschätzung der eigenen Kräfte, der Abstieg ist nicht ganz so steil, dafür killt meine hellere Lampe endgültig meine letzten Reservebatterien, jetzt läßt auch noch die Leuchtkraft meiner Zweitlampe nach. Im fast Stockfinsteren taste ich mich nach Vallorcine durch. Dort finde ich glücklicher Weise einen Läufer, der mir noch ein paar Batterien abtritt, denn die brauche ich am Tête aux Vents dringend. Diesen Berg würde ich als Kletterpacour für Fortgeschrittene beschreiben. Leider bin ich kein Kletterer, schon gar kein Fortgeschrittener. In einer Mischung aus Abgucken und Learning by doing versuche ich diese aufeinandergetürmten Felsbrocken zu erklimmen. Im unteren Bereich ist der Weg recht schmal, und ich bin immer wieder der erste im Stau, der sich auflöst, sobald ich einen Platz finde wo ich die anderen vorbei lassen kann. Als es weniger steil ist, gibt es gar keinen Weg und die Läufer passieren mich mal ein Stück links von mir, mal auf der rechten Seite. Aber auch ich bewege mich weiter und weiter, irgendwann muss diese Passage ein Ende haben. Die Sonne meldet sich schon wieder zurück als ich la Flegere, die letzte Versorgung erreiche. Im sicheren Bewustsein es nun geschafft zu haben, schalte ich schon etwas ab, ich schaffe es nicht mehr mich auf den steinigen Weg zu konzentrieren, will es meinen müden Füßen und Beinen aber auch nicht mehr antun, es bergab rollen zu lassen. So gönne ich mir für die letzten 7 Kilometer glatte 2 Stunden, und werde dabei natürlich noch etliche Male überholt. Das ist mir aber einfach nur egal. Nur die Runde durch Chamonix laufe ich noch einmal, auch wenn morgens um kurz vor 9 Uhr keiner zuguckt. Auch beim Zieleinlauf bin ich emotional viel zu ausgepowert, um mich richtig freuen zu können. Erst irgrndwann schleicht sich endlich ein Grinsen auf mein Gesicht, das sich überhaupt nicht mehr verziehen will. (U40)