Montag, 31. Oktober 2011

Hin und Her und Happy End

Es begann mit dem Test-Wettkampf 1:59 auf 30 Kilometer: Alles gut, das reicht für ne 2:52, wenn's super läuft, könnte sogar 'ne 2:50 drin sein. Zwei Tage später laufe ich gut gelaunt durch den Taunus, kurz hinter der Kapersburg ein Stich im rechten Knie. Aua, das geht ja gar nicht. Letztes Jahr OP am linken Knie, jetzt geht's auf der anderen Seite damit los? Zwei Wochen ist überhaupt nicht an Laufen zu denken. Dann geht es langsam und vorsichtig wieder los, aber bloß kein Tempo, bloß nicht über 15 km. Bei der 10 km Kreismeisterschaft melde ich um: Vom Läufer zum Rundenzähler. Den Startplatz für Frankfurt gebe ich weiter, der Lauf ist ausverkauft, der Kollege freut sich. Doch dann winkt das Schicksal mit dem Zaunpfahl: In der Woche vor dem Marathon ruft der Arbeitskollege durch: "Ich bin noch die ganze Woche krank, und übrigens, falls du noch Verwendung für 'nen Startplatz hast ...." Am selben Tag schnell ein Testläufchen über 25 km, und "Ja, ich habe Verwendung...", wird schon irgendwie geh'n. Am Samstag treffe ich mich mit Uwe auf der Marathon-Messe, die Dame überklebt Startblock "Rossbacher" mit "asics", ich überklebe "Uwe" mit "Gerald", damit sind die Formalitäten erledigt.
Am Sonntag Morgen beschleicht zwar noch ein mulmiges Gefühl, aber natürlich gibt es nun kein Zurück mehr. Keine Ahnung was ich kann, wie lange ich durchhalte. Hauptsache erstmal losrennen, ab Kilometer 20 hilft der liebe Gott. Ich stehe im hinteren Drittel des ersten Startblocks, die Ballons 3:00 sind ungefähr soweit vor mir, wie die 3:15 hinter mir sind. So schnell bin ich in den letzten 5 Wochen nicht ein einziges Mal gelaufen. Startschuß, lostraben, über die Matte und Laufen. Adrenalin contra Kniebeschwerden. Erstmal siegen die Glückshormone, und ich rolle halbwegs mit dem Feld, auch wenn mich noch viele überholen, bin ich auch nicht gerade ein Treibanker. Solange die Drei-Fünfzehner hinter mir sind, so beschließe ich, mich nicht weiter um das Tempo zu scheren, einfach drauflos zu laufen, schon mehrfach hat sich in dieser Frage das Körpergefühl dem Hirn überlegen gezeigt. So pegele ich mich auf ein Tempo irgendwo bei 4:30 pro Kilometer ein, leichter Druck auf dem Knie, aber keine echten Probleme. Bei Kilometer 15, da geht's jetzt erst über den Main hat mich die folgenede Tempo-Gruppe immer noch nicht eingeholt. Stattdessen beginnt so langsam die Phase im Marathon, wo viele Marathonis langsamer werden, ich bleib noch locker auf meiner Pace, und das große Überholen kann beginnen. Knapp 1:37 beim Halb-Marathon, hätt ich vorher nicht so gedacht, das ist gut, hoffentlich nicht zu gut. Kurz nach dem HM liegt eine Startnummer auf dem Boden "12 - Jan" erst ein paar hundert Meter später fällt mir ein, dass diese doch ein schönes Souvenier wäre. (Jan Fitschen ist am Ende der beste deutscher Läufer). Dafür taucht mit Michael der erste Friedberger in überholbereiter Verfassung vor mir auf. Durch Höchst, über die Mainzer Landstraße und wieder hinein in die Bankenmetropole, erst auf den letzten 5 Kilometern wird das Gefühl im Knie richtig unangenehm. Ich habe für den Notfall noch eine Pille an Bord, aber dafür bin ich nun zu stolz. Das muss auch so gehn. Mein Ritual: Cola an der letzten Versorgungsstelle, noch mal durchbeissen. Hinein in die "gude Stub" und Jubelpose auf dem rotem Teppich. Dazu habe ich auch allen Grund. Die 3:12:00 beweist, eine etwas schnellere zweite Hälfe, immer das Zeichen einer guten Renneinteilung. Und das Schmerzen sind nun sowieso weit, weit weg.